Kill the Messenger!

Die Welt bläßt zur Treibjagd auf Julian Assange stellvertretend für Wikileaks. Aus politischem Druck oder (noch schlimmer) vorrauseilendem Gehorsam wollen alle die Überbringer der brisanten Informationen stoppen:

  • Amazon kündigt Server-Dienstleistung für Wikileaks
  • Visa und Mastercard sperren Wikileaks-Konten (Das Jugendmagazin des Ku Klux Klan kann man Beispielsweise weiterhin mit Mastercard bezahlen)
  • Paypal beschlagnahmt eigenmächtig 10.000€ der Wau Holland Stiftung, die in Deutschland zweckgebunden Spenden für Wikileaks sammelt (die Stiftung hat geklagt)
  • Eine Schweizer Bank kündigt Julian Assange aus fadenscheinigen Gründen sein Konto (in der Schweiz ist man ja bekanntlich wählerisch, was die Bankkunden angeht…)
  • So wie es aussieht, lässt auch der Dienst Twitter das Thema Wikileaks nicht auf seiner „Top-Topics“-Liste auftauchen.

Dazu kommen noch unzählige etablierte Medien, die im einen Artikel über die Enthüllungen von Wikileaks berichten, und sich im nächsten darüber aufregen, dass man solche Informationen ja nicht veröffentlichen dürfe. Ob das primitiver Neid der nicht-eingeweihten Redaktionen ist, oder eine grundsätzliche Unkenntnis der Idee der Demokratie*, kann man schwer sagen. Wahrscheinlich sieht sich das zentralistische Medienwesen bedroht von Wikileaks und Blog-Schreibern mit journalistischem Anspruch.

Julian Assage hat sich kürzlich gestellt, um zu den Vergewaltigungsvorwürfen Stellung zu nehmen. Natürlich freuen sich die USA über das Ende der „Verbrecherjagt“. Dass gegen Julian Assange in den USA keine Anklage vorliegt, stört wenig. Sollte er ausgeliefert werden, könnte man Ihn offiziell als Terrorist deklarieren, und die bekommen in den Staaten bekanntlich sowieso keinen Gerichtsprozess.

*)…der Demokratie, deren fester Bestandteil doch eine Aufklärung des Volkes über die Fakten sein muss, damit dieses souverän entscheiden kann. Oder hab ICH da was falsch verstanden?

Nachtrag: Allerdings scheinen doch nicht ALLE wahnsinnig geworden zu sein: Australien sagt konsularische Hilfe für J.A. zu, und die FDP kritisiert die USA für die Einschränkung der Pressefreiheit.