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Lijiang

Lijiang ist, so könnte man sagen, die chinesische Antwort auf Europas Strassbourg. Kleine, niedliche Häuser bilden die von Kanälen durchzogene Altstadt. Es ist touritisch, oh ja, aber da ich zu einer kalten Jahreszeit hier eintreffe, halten sich die flanierenden Massen in engen Grenzen. Wenigstens ausserhalb der Hauptstraßen. Auch wenn -wie Lijiang Old Townin Zhongdian- jedes Haus der Altstadt fremdenverkehrsrelevant genutzt wird, fällt mein Urteil schon nach wenigen Stunden als „empfehlenswert“ aus. Das liegt neben den bezaubernden Altstadt unter anderem natürlich am Kaffee, denn die Yunnan-Provinz hat ihre eigenen Bohnentee, der ausgezeichnet schmeckt.

Das ich Lijiang trotz Massentourismus als so positiv wahrnehme, liegt wohl an meinem Gasthaus: Mama Naxi No. 3, in dem Mama Naxi herself jeden abend lecker & günstig Essen für allemann macht, und an der Tatsache, dass die Altstadt groß genug ist, den Massen aus dem Weg zu gehen. Wenn man das tut, landet man vielleicht auf dem Markt, auf dem man reichlich Leute der lokalen Minderheit der Naxi beim shoppen trifft. (Fotos Lijiang)

Nach ein-zwei Tagen Lijiang hat man dann auch genug Altstadt gesehen, und sollte sich in Richtung der Schlucht des Springenden Tigers begeben. Der zweitägige Hike entlang eines beeindruckenden Gebirgsmassives lohnt sich. Ich lass mal die Bilder sprechen…

Tiger Leaping Gorge

Tiger Leaping Gorge

Shangri La

Shangri La… Shangri La? Irgendwo schonmal gehört, kennt man irgendwie, so wie Fu Manchu, den kennt man auch irgendwie. Jedenfalls den Namen. Der Name Shangri La stammt aus einem Roman von James Hilton, in dem die fiktive Stadt beschrieben wird. Die Stadt Shangri La hieß früher mal Zhongdian. Weil aber die Beschreibung aus dem Roman so gut auf die Stadt passte, benannte man sie kurzerhand um, und konnte sich fortan nicht retten vor Rucksacktouristen, die den Namen vermutlich auch nur irgendwie kannten.

Ein Australier berichtet mir, daß das von KIK-T-Shirts bekannte Surfers Paradise tatsächlich ein Ort in Australien ist. Surfers Paradise hatte früher eine Handvoll Einwohner und hieß Elston. Nach der Umbenennung begann der Aufstieg zum australischen Surfer-Las-Vegas.

Merke: Der Name machts. Auch wenn andere Orte im Zweifel mehr zu bieten haben, gibt es immernoch genug Leute, die auf einen bekannten Namen anspringen.

Shangri La

Was hat Zhongdian nun zu bieten? Kurz gesagt: wenig. Eine überdurchschnittlich hässliche chinesische Stadt mit einer „Altstadt“ aus aufwendig geschnitzen Holzhäusern, die an sich gar nicht so übel wäre, wenn Sie nicht irgendwie den Charme eines Retortenviertels in einem Vergnügungspark hätte. Jedes Gebäude ist entweder ein Hotel, ein Plundergeschäft oder ein Coffeeshop. Was die Qualität des hier angebotenen Kaffees angeht, hat die Stadt endgültig ihre Chance auf ein „ausreichend“ verspielt. Der erste Bus Richtung Lijiang am nächsten Morgen ist meiner.

Ach ja: da fällt mir ein, wo einem der Name Shangri La schonmal begegnet sein könnte: Es ist unter anderem der Name einer Luxushotelkette. Pure Ironie, dass gerade in Shangri La gerade jetzt eins gebaut wird.

Richtung Tibet

Tibet, das gelobte und wahrscheinlich romantisch verklärte Land der Rucksacktouristen ist für Dabize, den Westler gesperrt. Mal ist es das angeblich nicht. Einige sagen, man kann jetzt rein, mein Reiseführer sagt, wenn man es versucht, wird man auch mal gerne von den Ordnungshütern verhauen. Da ich nur auf der Suche nach neuen Eindrücken bin, nicht auf der Suche nach Erleuchtung oder Prügel, muss ich da gar nicht unbedingt rein. Landschaftlich und kulturell kann man sich auf der chinesischen Seite, so las ich, ein gutes Bild machen. Die Busse fahren nur bei Tag, weil das Befahren der Straßen bei Nacht wohl selbst den komplett wahnsinnigen, chinesischen Busfahrern zu gefährlich ist. (wahnsinnig waren bisher alle meine Busfahrer, Stichwort „Blindes Überholen auf holperigen, kurvigen Bergstraßen“)

Drive-By-Shot

Nach dem Verlassen von Chengdu durchfährt der Bus zunächst eine sehr hübsche, nebelige Hügellandschaft, auf deren terrassenartigen, winzigen Feldern überall eine wohlbekannte Pflanze, nämlich – wer errät’s? R**s angebaut wird. Die Rede ist natürlich von Raps. (…ja, ich war auch erstaunt, ist ja wie zu Hause) Die Straße windet sich, gesäumt von saftig grünen Bambussträuchern, weiter ins Hochgebirge. Der Bambus wird von Nadelhölzern abgelöst, diese irgendwann von Büschen, bis nur noch vergilbtes Gras den Fels bedeckt.

Sichuan Tibet Highway

Ich habe das Glück, eine Mitfahrgelegenheit in dem Luxus-Toyota-Geländewagen eines offensichtlich wohlhabenden Chinesen zu bekommen, der unter Dauereinsatz seines Gaspedals und seiner verschiedenen Hupen (für Insider: Regierungshupe!) einen Ritt über die schotterigen Gebirgspisten hinlegte, der uns zwei Tagesetappen in zehn Stunden bewältigen ließ. Vom offiziellen Sichuan-Tibet-Highway biege ich in Litang in Richtung der Yunnan-Provinz nach Süden ab.

Monks On The Road

Highway heißt die holperige Passstraße wohl deshalb, weil sie einen bis in 4700 Meter über den Meeresspigel führt, nicht etwa, weil sie gut ausgebaut ist. Nach insgesamt drei Tagen, über 30 Stunden Bus- oder Autofahrt, einem kleinen Unfall mit einem LKW auf eisglatter Piste, vielen zotteligen Rindviechern und noch mehr fantastischen Ausblicken erreiche ich… Shangri La!